2006 wurde Schnaitmann als damals jüngstes Mitglied in den VDP aufgenommen („Verband deutscher Prädikatsweingüter“), der Ritterschlag der deutschen Weinwelt schlechthin. Seine Burgunder sind nicht nur sein Steckenpferd, sondern umwerfende Weine, feingliedrig und ästhetisch. Vielleicht ja auch, weil sie im Keller stets von klassischer Musik umspült werden? Schnaitmann, selbst begeisterter Klavierspieler, hält den positiven Effekt von Schallwellen zumindest nicht für ausgeschlossen. Bei seinem Weingut direkt in Fellbach ist eben wirklich alles in Schwingung, ist alles im Fluss. Pantha rei. „Mir geht es darum, Frische mit Wertigkeit zu vereinen: Ich strebe nach Weinen mit Feinheit, Eleganz und Tiefe“, so Schnaitmann zu seiner Stilistik. Diese Philosophie setzt er mit möglichst wenig Arbeit im Weinkeller und möglichst großem Augenmerk auf den Weinberg um – alles unter ökologischen Richtlinien.
Weingut Schnaitmann
Eigentlich wollte Rainer Schnaitmann ja Architekt werden. Dann entschied er sich aber irgendwann doch für den Beruf des Winzers. Und führt heute eines der besten Weingüter Deutschlands.
Klar, das ist natürlich eine stark vereinfachte Geschichte seines Betriebs, der nach langer familiärer Tradition 1997 neu gestartet wurde und im Jahr 2022 seinen 25. Geburtstag feiern kann. Aber sie enthält die wesentlichen Ankerpunkte einer bemerkenswerten Geschichte: Leidenschaft, Vision, Wille und Mut bündeln sich in der Person des Rainer Schnaitmann ebenso wie in seinen Weinen.
Mir geht es darum, Frische mit Wertigkeit zu vereinen: Ich strebe nach Weinen mit Feinheit, Eleganz und Tiefe.
Fellbachs legendäre Lage
Schnaitmann kennt seine Böden und Rebsorten wie seine Westentasche. Besonders berühmt ist Fellbach natürlich für seine legendäre Große Lage, den Lämmler, dass „Aushängeschild“ Fellbachs, wie der Winzer sagt. Ganz oben im Lämmler, wo sein Spätburgunder wächst, ist Rainer Schnaitmanns Lieblingsort. „Von hier hat man einen wunderbaren Blick nach Stuttgart und bis zur Schwäbischen Alb. Wo gibt’s so etwas denn noch mal?“ Für ihn ist Fellbach das Tor zum Remstal – und damit „bestimmt nicht die schlechteste Visitenkarte für das, was danach kommt.“ Das kann er laut sagen: Neben ihm befinden sich mit den Weingütern Aldinger und Heid noch zwei Top-Betriebe direkt um die Ecke, alle sind fußläufig voneinander entfernt. „Wenn es um Weinbau geht, dann sind wir hier in Fellbach nicht nur in Württemberg vorn dabei“, so Schnaitmann.
„Insbesondere die drei VDP-Weingüter sind ein Motor für die hiesige Weinwelt, auch als Ausbildungsbetriebe. Die Akteure der Weingüter Maier, Sigloch und Lassak, über die Wein-Deutschland gerade viel redet, haben bei mir gelernt.“ Darauf sei er ein wenig stolz, und das soll er bitte schön auch sein. Geprägt ist das weinige Miteinander ganz allgemein von „Kollegialität und freundliche Rivalität“, wie er es skizziert. „Wir stehen in einem positiven Wettbewerb miteinander, treiben uns gegenseitig an und tauschen uns aus.“ Man weiß eben mittlerweile, dass man gemeinsam mehr erreichen kann. Und viel erreicht hat: Auch durch ihr Zutun hat sich der Lokalmatador Lemberger in den letzten Jahren zum großen Wein entwickelt.
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Klar, von Schnaitmanns genialen Spätburgundern oder Sauvignon Blancs müssen wir jetzt gar nicht anfangen; spannender ist da schon sein Verhältnis zum Trollinger, der Hassliebe der schwäbischen Weinwelt. „Mit dem Trollinger konnte ich anfangs so gar nichts anfangen“, lacht er, „mittlerweile hat sich das aber geändert.“ Der Trollinger habe nun mal seinen Platz hier, also investierte er viel Zeit in die klassisch württembergische Rebsorte. „Mittlerweile machen wir ihn als Naturwein, also weder gefiltert noch geschwefelt und zudem spontanvergoren. So hat man ihn schon früher gemacht.“ Dieser Ansatz zeigt exemplarisch, welches Verhältnis Rainer Schnaitmann zu Tradition hat: Sie ist schön und gut. Aber nur, wenn sie Sinn für ihn ergibt. Er bringt das so auf den Punkt: „Tradition ist wichtig, aber man muss bereit sein, sie jederzeit über Bord zu werfen.“
Restaurantempfehlung
Ich kann, neben der besternten Größe, die verschiedenen Weinstuben empfehlen – vor allem, weil sie mittlerweile alle auch eine gute Weinkarte haben.
Weinempfehlung
Unbedingt die „neuen“ Klassiker: Chardonnay aus dem Gips von Aldinger, Syrah von Heid, die Rotwein Cuvée von Markus Rienth und einen Zuckerle-Wein von Bauerle.
respekt-BIODYN
Das Weingut Rainer Schnaitmann ist seit 2023 respekt-BIODYN zertifiziert. Damit ist das Weingut das höchst bewertete Bio-Weingut in Baden-Württemberg.
Was unterscheidet respekt-BIODYN von demeter?
Der Verein mit Sitz in Österreich ist eine rein auf den Weinbau abgestimmte biodynamische Zertifizierung. Kraft Ihrer Profession verstehen die respekt-Mitglieder so viel von Wein und Weinbau wie kaum jemand anders. Exakt darauf wird sich beschränkt.
VDP Weingut
Rainer Schnaitmann
Untertürkheimer Straße 4
70734 Fellbach
Website
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag
14:00 bis 18:00 Uhr
Samstag
9:00 bis 13:00 Uhr
Sonn- und Feiertagen
geschlossen
Sonstiges
Keller.Wein.Kerzenschein: Die alljährlich stattfindende Veranstaltung im wunderschönen Weinkeller von Rainer Schnaitmann ist ein absolutes Highlight.