Dennoch gönnte er sich Wanderjahre, ehe er in der Heimat sesshaft wurde. Er war in Südafrika, in Australien, in einem Weinlabor, sah sich in der Welt um, ehe er mit jeder Menge frischer Ideen und neuer Impulse nach Fellbach zurückkehrte. Da war er längst sicher, das elterliche Gut zu übernehmen. Und bereut diese Entscheidung an keinem einzigen Tag. „In welchem Job wohnt man der Entstehung eines Produkts vom ersten bis zum letzten Schritt bei?“, fragt er mit strahlenden Augen. „In welchem Job gibt es eine solche Abwechslung? Jede Jahreszeit ist anders, jedes Jahr ist anders. Es gibt doch nichts Schöneres.“
Weingut Rienth
500 Jahre Weinbautradition und kein Ende in Sicht: Am Ortsrand von Fellbach kultiviert Markus Rienth alte Fellbacher Tugenden und keltert Weine zwischen Tradition und Aufbruch.
Das Wappen der Familie Rienth ist auf wunderbare Weise unsubtil. Die Wolfsangel, die auch im Stadtwappen von Fellbach zu sehen ist, steht über dem Traubenklotz: Deutlicher kann man seine Verbundenheit zu Stadt und Reben nun wirklich nicht ausdrücken. „Unser Stammbaum kann bis 1530 zurückverfolgt werden – und seither hat die Familie immer auch Wein gemacht“, so Markus Rienth, nicht ohne ein klein wenig verdienten Stolz. 1972 machte sich sein Vater mit einem eigenen Weingut selbstständig – damals ein großer Schritt. „Er wollte sich selbst verwirklichen und seinen eigenen Wein keltern“, so Rienth junior.
Damals war er selbst noch ein kleiner Junge: Markus Rienth, Jahrgang 1979, stieg 2005 in den Betrieb ein, heute wird das Weingut von ihm und seiner Frau geführt. „Den Generationswechsel hat mein Vater ganz entspannt über die Bühne gebracht“, erinnert sich der Winzer. „Er hat mir schon davor im Keller immer viel Freiraum gelassen. Ich konnte mich rechts und links der Klassiker austoben, was ich sehr genossen habe.“ Bis heute ist der Senior für die Weinerlebnistouren im Planwagen zuständig. So ganz kann man in dieser Familie eben doch nicht vom Wein lassen.
Das hat gute und schöne Gründe: bei Rienths ist alles natürlich gewachsen. Ein halbes Jahrhundert hatten das Weingut und die Wirtschaft Zeit, sich zu etablieren. Da war viel Raum, aber auch viel Potential für Entwicklungen. Beides kommt dem Betrieb heute zugute. Er ist gesetzt, gefestigt, etabliert, ein echtes Familienunterfangen mit sechs Hektar Anbaufläche. „Winzer ist mehr als ein Beruf“, nickt Rienth. „Es bringt nichts, ihn zu machen, wenn man nicht mit dem ganzen Herzen dabei ist. Bei mir ergab sich das ganz natürlich, weil ich ja auf einem Weingut aufgewachsen und somit in viele Aufgaben hineingewachsen bin. Ich habe mein ganzes Leben in Fellbach verbracht und bin sehr mit dem Ort und seinen Traditionen verbunden.“
Jede Jahreszeit ist anders, jedes Jahr ist anders. Es gibt doch nichts Schöneres.
Rund um den Fellbacher Kappelberg gedeihen seine Weine. Nun gut, die meisten zumindest. „80 Prozent unserer Trauben kommen aus Fellbach, 20 Prozent pflanzen wir in Korb“, sagt er. Das sei „eine natürliche Hagelversicherung“, wie es der Winzer mit einem Schmunzeln nennt. „Meistens hagelt es nicht in beiden Ortschaften.“ Rund 95 Prozent aller Trauben werden von Hand geerntet, am Start ist da immer eine eingeschworene, beherzte Lesemannschaft aus der Nachbarschaft. Man kennt sich, man arbeitet gern zusammen, man freut sich auf das gemeinsame Vesper in der hauseigenen Weinstube. Gelebte Tradition.
Die Keuperböden bringen schöne Rieslinge und Lemberger hervor, zu Rienths persönlichen Favoriten gehört zudem der Chardonnay, den er kräftig und mit Holzverstärkung ausbaut. Eine Besonderheit im Weingut: die große Sektauswahl. Riesling, Gewürztraminer, Muskat-Trollinger und Blanc de Noir werden sortentypisch als Winzersekt nach traditionellem Champagnerverfahren ausgebaut. Ansonsten findet man aber natürlich auch einen zugänglichen Trollinger oder Weine mit Restsüße bei ihm. Rienth grinst: „Wenn man einen anstrengenden Tag hatte, möchte man abends ja nicht unbedingt noch einen anstrengenden Wein trinken.“
WinzerExpress
Mit dem Unimog durch die Weinberge. Für Gruppen bis 22 Personen bietet das Weingut Rienth individuelle Planwagentouren mit dem Oldtimer-Unimog durch die Weinberge an. Angesteuert werden die schönsten Aussichtspunkte. Ein Sektempfang und eine Weinprobe gehören natürlich dazu. Und weil man die Tour nicht nur im Sommer, sondern auch im Spätherbst buchen kann, passt sich die Kulinarik dann entsprechend auf einen Glühwein und einen Bratapfel an.
Interessiert? Hier geht`s zum Winzerexpress.
Weinempfehlung
Aldingers Riesling Kabinett ist wunderbar filigran und mineralisch. Und der Syrah von Markus Heid ist eine Wucht.
Restaurantempfehlung
Neben unserer eigenen Weinstube auf jeden Fall der Moiakäfer. Dort gibt es eine tolle Auswahl aller hiesigen Winzer.
Öffnungszeiten Weintreff
Montag und Dienstag
Ruhetag
Mittwoch bis Freitag und Sonntag
ab 11:00 Uhr
Samstag
ab 14:00 Uhr
Weinverkauf
Mittwoch bis Freitag
16:00 bis 19:00 Uhr
Samstag
9:00 bis 13:00 Uhr
Oder nach telefonischer
Vereinbarung