Als Kolumbus zufällig Amerika entdeckte, wurde in Fellbach schon Wein von einem Aldinger angebaut. Es dauerte dann zwar noch das eine oder andere Jahrhundert, bis man diesen Namen ganz automatisch mit dem visionären Pioniergeist verband, für den er bis heute steht; die lange Tradition, die ist dennoch beeindruckend. Die Person des Gerd Aldinger, so kann man ohne Lobhudelei sagen, ist eine der wichtigsten Figuren im württembergischen Weinbau, die Lokomotive, die das Remstal auf die internationale Karte rückte. Seine Philosophie – radikale Ertragsreduzierung und die Ansiedlung internationaler Rebsorten – wird von seinen beiden Söhnen weitergeführt.
Weingut Aldinger
Fellbach und das Weingut Aldinger gehören zusammen. Über 500 Jahre Weinbautradition werden heute von Hansjörg und Matthias Aldinger mit Weitsicht, Neugierde und Geschick zukunftsfähig gemacht.
Wir versuchen stets den bestmöglichen Wein zu machen. Und solange der Wein so wird, wie wir ihn uns vorstellen, sind wir zufrieden.
500 Jahre Weinbautradition
Heute leiten Hansjörg und Matthias Aldinger die Geschicke des Spitzenweinguts Seite an Seite und räumen jedes Jahr bei sämtlichen Preisverleihungen ab. Das sei nice to have, meint Matthias Aldinger, aber keineswegs ihr Antrieb. „Es geht uns nur darum den bestmöglichen Wein zu machen. Solange der Wein so wird, wie wir ihn uns vorstellen, sind wir zufrieden.“ Tradition und Reputation sind gut und wichtig, ins Bockshorn jagen lasse man sich davon aber nicht. Beide waren im Namen der Reben auf der ganzen Welt unterwegs, bevor sie nach Fellbach zurückkehrten und das elterliche Weingut übernahmen.
„Die Streifzüge durch die Welt haben mir gezeigt, dass man für Wein nicht viel Technik braucht“, so Matthias Aldinger. Sein Bruder Hansjörg ergänzt: „Wir haben gelernt, etwas aus dem zu machen, was wir hier vor Ort haben. Es bringt auf Dauer nichts, etwas nachzuahmen, indem wir etwa aufs Burgund schielen.“
Die Streifzüge durch die Welt haben mir gezeigt, dass man für Wein nicht viel Technik braucht.
Diese Entwicklung nehmen sie nicht nur bei sich selbst wahr. „Fellbach besinnt sich wieder viel mehr auf seine Wurzeln“, nickt Matthias erfreut. „Man konzentriert sich wieder auf die Rebsorten, die typisch für die Gegend sind: Riesling, Lemberger, Spätburgunder.“ Die gedeihen neben ihrer Toplage Untertürkheimer Gips natürlich auf dem berühmten Fellbacher Lämmler, der wichtigsten Lage der Stadt. „Sie ist relativ windoffen, was dazu führt, dass die Trauben der Witterung ausgesetzt sind“, weiß Hansjörg Aldinger und grinst: „Das prägt und festigt den Charakter.“
Auszeichnungen
Aller Auszeichnungen zum Trotz drehen die Brüder weiter an qualitativen Stellschrauben, versuchen Neues, beobachten Entwicklungen. Matthias etwa widmet sich seiner neuen Lieblingsrebsorte, dem Chardonnay. Den nutzt er für sein besonderes Steckenpferd, den sensationellen Brut Nature Sekt. Künftig möchte er die Burgundertraube aber auch als Großes Gewächs, also einen absoluten Spitzenwein, ausbauen.
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Beide Brüder leben und atmen Wein, das merkt man im Gespräch sofort. „Wenn mein Bruder etwas macht, dann weiß ich, dass er es so gut macht, wie er kann“, sagt Matthias Aldinger. „Am Ende steht Aldinger auf der Flasche. Und dem muss man gerecht werden.“ Und manche Tradition, die bewahren auch die Brüder – das gemeinsame Mittagsessen mit dem Personal etwa. „Früher kamen wir dann gerade von der Schule heim und alberten mit den Lehrlingen herum, nach dem Essen lieferten wir uns wilde Tischtennis-Duelle“, erzählt Matthias Aldinger, der Fellbach gern als „erweiterte Familie“ bezeichnet. „Ganz automatisch halfen wir beim Abfüllen mit und entwickelten schon sehr früh ein Gespür für die Jahreszeiten und die Erkenntnis, dass man das Wetter nicht steuern kann.“ Es ist nur eine von zahlreichen in Kindertagen erlernte Fähigkeiten der beiden, die für diesen Beruf essenziell ist.
Lieblingsort
Am vorderen Berg im Lämmler gibt es ein Aussichtsbänkle mit Blick auf Stuttgart. Dort mit einer Flasche Wein und einer Pizza zu sitzen und den Sonnenuntergang anzusehen, fühlt sich an wie ein Ausflug ans Meer.
Restaurantempfehlung
Zum Hirschen. Bei Tobias Favorat holen wir gern unser Mittagessen für das gesamte Team.
Weinempfehlung
Riesling Sauvignon von Markus Heid. Eine solche Kreuzung hätte ich als Winzer nie gewagt, aber der Wein hat mir sehr gut gefallen. Zudem begeistert mich Schnaitmanns Grau.Weiss. Eine Cuvée aus Chardonnay, Weißburgunder und Grauburgunder.
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag
9:00 bis 12:00 Uhr und
14:00 bis 18:00 Uhr
Samstag
9:00 bis 13:00 Uhr
Sonntag und Feiertags
geschlossen
Jubiläum
Die Monopollage der Aldingers feiert 2023 ein Jubiläum: 50 Jahre Untertürkheimer Gips.