Winzergenossenschaften sind untrennbar mit Württemberg verbunden. Lange prägten sie das Bild der Weinlandschaft, noch heute erhalten sie ein kulturelles Erbe und ermöglichen es Winzern auch im Nebenerwerb Weinberge zu erhalten, zu kultivieren und zu pflegen. Das ist für die Natur ebenso gut wie für unser Auge – und stößt dennoch nicht bei jedem auf Wohlgefallen. Die Crux gestaltet sich folgendermaßen: Genossenschaften, sie haben nun mal nicht den besten Ruf.

Das weiß auch Tobias Single, seit Dezember 2019 Kellermeister bei den Fellbacher Weingärtnern, einer Genossenschaft mit über 160-jähriger Tradition. „Der schlechte Ruf der Genossenschaften war leider nicht immer unberechtigt“, gibt er zu und holt aus: „Zwischen den Siebzigern und Neunzigern wurde viel Masse gemacht, gab es wenig Anspruch ans Produkt. Wie überall gab es aber auch hier einen großen Wandel. In Franken“, merkt er mit einem Augenzwinkern an, „machen sie ja heute auch nicht mehr nur sauren Silvaner.“

Es hat sich viel getan. Das merkt man auch hier bei den Fellbacher Weingärtnern. Ein Verkostungsbereich lädt zur Degustation, unter den Kunden gibt es neben den Traditionalisten, die den Trollinger in der Literflasche kaufen, auch diejenigen, die sich für die Premium-Weine oder die naturnah produzierten Produkte der Jungwinzer-Vereinigung Next Generation entscheiden. Beide werden hier glücklich.

Es sei letztlich ein Balanceakt zwischen Tradition und Aufbruch, zwischen damals und heute. Darin unterscheidet sich die Genossenschaft nicht von den anderen Weinbaubetrieben Fellbachs. Wohl aber in der Betriebsstruktur: „Als Genossenschaft haben wir keinen eigenen Weinbau“, erklärt Single. „Wir haben Keller und Vertrieb bei uns im Haus, den Weinbau übernehmen aber unsere Mitgliedsbetriebe.“ Das sind derzeit 120, die die insgesamt 190 Hektar auf sich aufteilen.

Für den Lämmler Lemberger P trocken Barrique in der Kategorie Lemberger.

"Zarte Brombeere im Aroma. Komplex, würzig, mit reifer Frucht nach Waldbeeren. Am Gaumen zeigen sich reife Tannine, gut und fest strukturiert. Ausdauer im Abgang. Insgesamt sehr stimmig."

VINUM, Magazin für Weinkultur

Rund um Fellbach wachsen die genossenschaftlichen Weine, Dreh- und Angelpunkt ist natürlich auch hier der sagenumwobene Lämmler, eine der besten Lagen Deutschlands. „Der Lämmler ist unser täglich Brot. Er ist eine sehr diverse Lage mit 150 Höhenmetern Differenz und unterschiedlichen Bodenstrukturen. Dazu diese Temperaturunterschiede, das gibt eine unheimliche Vielfalt.“ Unterteilt in die Qualitätsstufen C für Classic, S für Selection und P für Premium, keltern die Weingärtner neben den Fellbacher Klassikern Trollinger, Lemberger und Riesling auch Sauvignon Blanc oder einen üppigen Syrah aus dem Barrique.

Single schätzt die Vielfalt, hebt dann noch eine oft eher kontrovers diskutierte Rebsorte hervor: „Ich muss eine Lanze für den Trollinger brechen“, sagt er, „und damit bin ich in letzter Zeit nicht allein. Trollinger ist der perfekte Wein für unkomplizierten Trinkgenuss: schöner Trinkfluss, leichte Frucht, perfekt für den Sommer auf der Terrasse.“ Leicht gekühlt darf er sein, ob als Weißherbst oder als Rotwein gekeltert. Für Single steht lächelnd und mit einem Schulterzucken fest: „Trollinger gehört einfach zu uns.“