Herr Hartung, wann wussten Sie, dass Sie Fotograf werden möchten?
Insgeheim wusste ich das schon seit meiner Jugend. Da war ich immer mit meiner Kamera unterwegs und habe mich viel mit Fotografie beschäftigt, weil es mich fasziniert hat, wie viele Möglichkeiten man hat, Situationen abzubilden.
Sie sind quer in die Fotografie eingestiegen: Wie kamen Sie zu ihrem ersten Job als Fotograf?
Eigentlich habe ich erst mal einen ganz anderen Weg eingeschlagen, weil ich eine kaufmännische Ausbildung gemacht habe. Aber irgendwas hat mich immer noch an der Fotografie gereizt. Meine Kamera hatte ich überall dabei und war immer auf der Suche nach Orten und Menschen, die ich ablichten könnte. Irgendwann habe ich dann einen kleinen Job als Fotograf angenommen und gemerkt, wie viel Spaß mir das macht. Da war mir klar, dass das genau das ist, was ich machen will.
Landschaft, Mensch, Event – Sie arbeiten in allen Bereichen. Dennoch: Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?
Ich weiß nicht, ob man da von einem Stil sprechen kann. Mir ist es einfach wichtig das „Echte“ zu zeigen. Natürlich lerne ich auch heute noch dazu, aber es geht mir bei meinen Aufnahmen darum, dass sie authentisch wirken.
Ist die Kamera das Wichtigste oder das Unwichtigste beim Fotografieren?
Mittlerweile ist die Kamera gar nicht mehr so wichtig. Es gibt Unmengen an tollen Fotos, die mit einem Handy entstanden sind. Viel wichtiger finde ich es, dass man weiß, was man macht, und sich darüber im Klaren ist, welche technischen Möglichkeiten man zur Verfügung hat. Die Kamera ist eher ein Mittel zum Zweck, um sich zu distanzieren und dadurch aus einer Situation ein gutes Bild entstehen zu lassen.
Wenn jemand Fellbach aus der Fotografen-Perspektive kennt, dann Sie. Tipps für echt fotogene Spots?
Fotogene Spots sind hier etwas höher gelegene Stellen, also beispielsweise vom Kappelberg auf die Stadt herunter. Das hängt aber natürlich auch immer von den Zeiten ab. Und da gibt es jetzt keine guten Nachrichten für Langschläfer: Die interessantesten Zeiten sind oft sehr früh morgens oder am späten Abend. Auch Orte, die man schon unzählige Male gesehen hat, sehen je nach Tageszeit und Licht immer unterschiedlich aus.
Ein Fotomotiv in Fellbach, das Sie noch nicht abgelichtet haben, aber unbedingt fotografieren wollen?
Es gibt nicht den einen Ort, den ich gerne fotografieren würde, aber es gibt eine ganze Menge an Menschen, die ich noch gerne ablichten würde, weil sie die Stadt prägen. Was die Orte angeht, versuche ich, mir immer wieder frische Anreize zu schaffen. Wenn man einen Ort gut kennt, nimmt man ihn natürlich anders wahr, als wenn man zum Beispiel in eine fremde Stadt fährt. Deshalb achte ich darauf, immer mit wachem Auge durch die Stadt zu gehen. Andererseits bin ich aber auch der Meinung, dass ich in einer sehr reichhaltigen Gegend lebe, in der man genau solche Momente einfangen kann, die an einem anderen Ort dieses Gefühl von Urlaubsstimmung auslösen würden.
Den Moment genießen, ganz ohne Kamera – geht das oder denkt man sich dauernd: schönes Motiv!
Auf jeden Fall. Ich habe natürlich häufig eine Idee im Kopf und schaue mir manchmal auch Orte und Menschen an und achte dabei auf die Lichtverhältnisse, weil man durch Licht mit der Kamera sehr viele Stimmungen festhalten kann. Ich mache das aber nicht immer. Manchmal laufe ich mit meiner gesamten Ausrüstung herum und mache kein einziges Foto und dann habe ich meine Kamera mal nicht dabei und schieße einfach ein paar Fotos mit dem Handy.
Tipps für Jedermann: Worauf sollte man beim Fotografieren achten?
Das Wichtigste: sei dir über dein Motiv im Klaren. Was willst du in den Fokus stellen? Viele Menschen wollen alles auf einmal fotografieren und das funktioniert nicht. Deshalb sollte man sich fragen, ob man gerade eine Landschaft oder einen Menschen fotografieren will. Im Zweifelsfall sollte man entweder näher an den Menschen herangehen oder eben der jeweiligen Landschaft den Raum geben.