Mit Wein getauft: Kein Scherz – wie kam es dazu?
Zu Besuch bei einem befreundeten Weingut kam mit dem Blick auf eine Flasche Jurançon-Wein – der Wein mit welchem einst französische Könige getauft wurden – die Idee zur Sondertaufe. Da gab es erst ein bisschen Knoblauch über die Lippen und dann ein paar Tropfen des Süßweins. Ich erinnere mich natürlich nicht, aber da wir es jetzt bei meinem Neffen ebenso gemacht haben, könnte man es wohl schon Familientradition nennen.
Gab es jemals eine andere Option als Papas Fußstapfen?
Auf jeden Fall! Ich habe zwar nach dem Abi erst einmal eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann in der Weinhandlung Kreis gemacht, aber danach ging es nach München zum Forstwirtschaftsstudium. Im 4. Semester war dann allerdings klar: in der Theorie super, weil ich Naturwissenschaften einfach mag, in der Praxis aber nicht das was ich im Arbeitsalltag machen will.
Du bist mit großen Weinen aufgewachsen. Wie bleibt das Alltägliche da eigentlich etwas Besonderes?
Da war München auf jeden Fall auch eine gute Schule. Plötzlich merkst Du: die Wein-Realität, die Du kennst, ist eine andere als die, die Du Dir als Student leisten kannst. Das war schon eine Art erwachen. Bei meiner Rückkehr nach Stuttgart war mir das Privileg viel klarer und auch, dass mein Weinalltag mit dem ich groß geworden bin alles, aber nicht durchschnittlich war. Ansonsten ist es heute natürlich ganz klar so, dass ich nicht jeden Tag eine Flasche für 50 oder 100 Euro öffne. Und per se auch nicht jeden Tag Wein trinke.
Zu welchem Wein-Thema hast Du vor kurzem Deine Meinung geändert?
Trollinger. So ein bisschen zumindest. Früher wurde einfach wahnsinnig viel Blödsinn produziert. Heute gibt es echt gute, unkomplizierte Trollinger die trotzdem Anspruch haben. Mit einem Aldinger oder Schnaitmann macht man wenig falsch. Generell nicht schlecht: Trollinger als Rosé. Kleine Empfehlung aus Südtirol am Rande: Römigberg Vernatsch von Alois Lageder. Streng genommen aber kein Rosé, sondern ein sehr heller Rotwein.
Woran erkenne ich eigentlich eine gute Beratung?
Ganz einfach: die Person geht auf Dich ein.
Was kannst Du definitiv besser als Dein Papa?
Korkgeschmack erkennen. Da hatten wir sogar schon Wetten in Restaurants laufen um die Weinrechnung und extra eine zweite Flasche geordert, um den Sieger zu küren. Und sicherlich bin ich auch noch offener. Beispielsweise auch gegenüber Naturweinen, wenn die Klassifikation nicht gerade als Ausrede für einen makelhaften Wein herhält.
Worauf könntest Du eine Woche verzichten?
Auf alles! Längere Zeit, das habe ich während Corona gemerkt, könnte ich allerdings nicht aufs Skifahren verzichten. Eine Skitour mit Freunden – es gibt nichts Besseres, um sich voll auf die Natur einzulassen, abzuschalten und ein echt gutes Erlebnis mitzunehmen.