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IBA Standort Fellbach: Projektleiter Ulrich Dilger

Ulrich Dilger, Stadt Fellbach

Wir müssen die Schnittstellen zwischen Industrie und Landwirtschaft ins Visier nehmen.

– Ulrich Dilger –

Die Flächen werden immer knapper, die Menschen immer zahlreicher: Wie wird die Stadt der Zukunft aussehen? Die Internationale Bauausstellung 2027 (IBA'27) forscht nach der Zukunft des Bauens und Zusammenlebens in der Metropolregion Stuttgart. Mittendrin: Die Stadt Fellbach, die dafür ein 110 Hektar großes Bestandsareal fit für die Ansprüche von morgen machen will. Wie die Interessen von Privatleuten, Wirtschaft, Landwirten und Stadt unter einen Hut gebracht werden können, verrät Projektleiter Ulrich Dilger.

Herr Dilger, was ist das Besondere an der IBA’27?
Sie findet auch regional statt, das unterscheidet sie von anderen Bauausstellungen. Die IBA'27 findet in der Region für die Region statt, sozusagen. Für uns in Fellbach ist sie eine der größten Stadtentwicklungsprojekte – und in dieser Form auch Neuland.

Warum?
Weil wir uns auf ein Bestandsgebiet konzentrieren. Vor uns liegt ein riesiges Experimentierfeld, das wir zukunftsfähig entwickeln können. Sicher keine Standardaufgabe, es ist ein aufwändiger Prozess, mit allen Akteuren ins Gespräch zu kommen – aber nur durch einen guten Austausch als Basis, können wir auch wirklich sinnvoll etwas verändern.

Wo liegen die größten Herausforderungen?
Das Projekt entscheidet sich maßgeblich auf dem Projektentwicklungsareal, also auf der grünen Wiese. Das ist spannend, aber auch sehr arbeitsintensiv. Auf dem Areal befinden sich unterschiedliche Flächen, die verschiedenen Akteuren gehören. Im Eigentum der Stadt sind in erster Linie die öffentlichen Räume – also Straßen und Gehwege. Die Gewerbeflächen sind zum überwiegenden Teil in privater Hand. Die Eigentümer haben Baurecht und können in diesem Rahmen natürlich tun und lassen was sie möchten.

Wovon reden wir überhaupt, wenn wir von „zukunftsfähig“ sprechen?
Eines der wichtigsten Themen ist ohne Zweifel der Klimawandel. Gerade ältere Gewerbegebiete sind arm an Verschattungen oder Grünanlagen, dafür haben sie ungenutzte Dachflächen und große Parkflächen, die sich sehr stark aufheizen können. Das Thema Wassermangel gewinnt zunehmend an Bedeutung: Es wird schwieriger die landwirtschaftlichen Flächen – wenn nötig – zu bewässern. Die Mobilität hat sich verändert und wird sich weiter ändern, doch die Struktur des Areals hat sich nicht entsprechend weiterentwickelt. Es stellt sich die Frage, wie Flächenpotenziale im Bestand gewonnen werden können. Die zukünftige Entwicklung wirft einige Fragen auf!

Wie kommen Sie mit den privaten Akteuren an einen Tisch?
Wie bieten einen offenen Diskurs an. Über die IBA können wir auf ein großes fachliches Knowhow zurückgreifen. Verschiedene Hochschulen und wissenschaftliche Institute arbeiten zusammen mit renommierten Planungsbüros – dieser Wissenspool ist eine große Chance. Im Rahmen der IBA sollen Fragen beantwortet werden, die sich nicht nur bei uns, sondern auch in anderen Kommunen stellen. Als Stadt sind wir daher bereit an Bebauungsplänen zu arbeiten, in höheren Dichten zu denken, über andere Nutzungen zu reden – sofern die Vorhaben mit den IBA-Zielen korrespondieren.

Die IBA’27 läuft in Fellbach ja auch unter dem Stichwort „Agriculture meets Manufcaturing“. Wie könnte das aussehen?
Wir nehmen die Schnittstellen zwischen Industrie und Landwirtschaft gezielt ins Visier. Die Landwirte bewässern die Felder zum Teil mit Leitungswasser – ein hoher Kostenfaktor, genauso wie die gestiegenen Energiekosten. Parallel geht Wasser im Gewerbegebiet verloren, weil es nicht versickern kann oder nicht aufgefangen wird. Abwärme im Gewerbe wird nicht bisher nur rudimentär genutzt, obwohl landwirtschaftliche Betriebe diese für ihre Gewächshäuser nutzen könnten.  

Wird in Fellbach also bald Gemüse auf den Dächern von Bürogebäuden wachsen?
Das haben wir ausgelotet, weil wir auf den Dächern so viel „verschenkten“ Platz haben. Das funktioniert in Deutschland aber leider nur bedingt. Wirtschaftlich trägt sich das bisher nur in Nischen.

Wie steht es derzeit um das Projekt?
Das Projekt „Agriculture meets Manifacture“ ist eigentlich ein Bündel ganz unterschiedlicher Teilprojekte und Ansätze. Wir generieren fortlaufend Ergebnisse. Diese präsentieren wir (unter anderem) auf unserer Website.

Wo kann man sich darüber informieren?
Die Projekt-Homepage wird ständig aktualisiert, zudem gibt es einen regelmäßigen Newsletter. Beim IBA-Tag auf der Fellbacher Projektbühne wird am 14. Juli 2023 außerdem das Projekt „Agriculture meets Manufacturing“ im Fokus stehen.

Mehr Informationen

Hier geht es zur Website des Projekts: IBA27

Eventtipp: 23.06.–23.07.23: Vorhang auf für das IBA’27-Festival #1: IBA Festival