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Gulasch, Genuss & große Momente: Auf einen Crémant mit Petra Klein

Für Genussweiterbildung ist Fellbach der perfekte Ort. Man könnte sagen: Ich wohne nicht hier – ich bin in einer permanenten Fortbildung.

– Petra Klein –

40 Jahre Petra Klein und das Schwabenland: eine Liebesgeschichte mit Happy-End – auch wenn das zu Beginn der Lovestory gar nicht so klar war. Die SWR-Moderatorin über skeptische Interviewpartner, Morgenrituale, Picknickkorb-Features, Württemberg in seiner Bestform und unerwartete Hobbies.

Sekt & Setting

Man spürt es. Im ersten Moment. Petra ist da. Positiv, gewinnend, nahbar und einfach unfassbar herzlich. Dass Petra gerne Gastgeberin ist, wissen wir schon. Und das nicht nur bei sich zu Hause. Dass sie eine richtig gute Köchin ist spätestens seit unserem Interviewtermin. Petra kommt nämlich nicht allein, sondern mit Korb und Töpfen. Darin enthalten: Spätzle und ein Kilo Gulasch. „Das Fleisch kommt natürlich vom Kübler und gekocht habe ich es gestern – das muss durchziehen“ – sagt sie lächelnd, begrüßt Markus Heid und Carolin Hermanns und verschwindet in die Küche. Ganz so, als wäre es selbstverständlich für ein Interview direkt noch Catering am Start zu haben. Auf dem Küchen-Rückweg: Kurzes Gespräch (und viel Lachen) mit Caro am Weinschrank. Die Weißweinwahl ist getroffen und bestens gelaunt geht es zum Interview. So läuft das in Fellbach – wenn Du Petra Klein heißt und ein ganz schön feiner Mensch bist.

Petra, wird man eigentlich als Morgenmensch geboren?
Mein Vater war auch schon beim Radio und der musste noch früher anfangen. Man kann es zwar nicht mit den Genen weitergeben, aber früh aufstehen war in unserer Familie immer üblich. Also ja, vielleicht wurde es mir tatsächlich schon in die Wiege gelegt. Aber: Ich stehe auch gerne früh auf. Ich liebe diese Stimmung am Morgen – wirklich zu jeder Jahreszeit. Und ich liebe es auch, um diese Tageszeit zu arbeiten. Ich weiß nämlich, wie es den Menschen geht. Schlichtweg wie mir – die müssen wach werden. Und zusammen klappt das ziemlich gut.

Gibt es spezielle Rituale am Morgen?
Also beim Frühdienst ganz streng. 3:00 Uhr Wecker, Duschen, Haare föhnen, 2 doppelte Espresso, Nachrichtenlage checken und losfahren. Kein Rumtrödeln, kein Wäsche machen. Der Wecker klingelt und dann muss ich auch sofort aufstehen.

Lieber vor der Kamera oder hinter dem Mikro?
Sagen wir mal so: Ich habe vor nichts Angst, aber vor allem Respekt. Hinter dem Mikro fühle ich mich sicherlich am wohlsten – das bin ich einfach gewohnt. Wenn man vor der Kamera, als Stadionsprecherin vor 60.000, 70.000 Besuchern spricht, ist das aber sicher etwas „direkter“ mit dem Feedback als hinter einer Glasscheibe am Morgen. Wobei sich durch die Direkt-Messages ins Studio auch hier die Feedbackkultur verändert hat.

Stimme – wem hörst du denn gerne zu?
Natürlich ein großes Idol, die Stimme schlechthin: Christian Brückner (Synchronstimme von Robert de Niro). Diese Stimme ist einfach umwerfend toll – selbst, wenn sie ein Telefonbuch vorliest. Ich mag tiefe und sonore Stimmen. Iris Berben ist zum Beispiel auch toll.

Wann ist ein Beitrag ein guter Beitrag?
Ein Radiobeitrag ist dann richtig gut, wenn sich Bilder auftun, wenn ich etwas höre, wo es um Essen und Trinken geht, und ich das Gefühl habe, ich schmecke das Essen. Wenn es sich wie mittendrin anfühlt und der Moderator nicht so tut, als wüsste er alles, sondern offen ist für Überraschungen und authentisch bleibt. Emotional, authentisch und überraschend würde ich sagen – das wären meine Top 3-Kriterien.

Eine Fähigkeit, die Du gerne hättest?
Dafür reicht die Zeit nicht (lachend). Hört sich komisch an, aber: Ich würde gerne so richtig profimäßig kochen können. Ich finde es faszinierend, wie Menschen diese Disziplin bis ins kleinste Detail beherrschen und sich sogar Kompositionen einfach nur vorstellen können. Wenn ich mir Michael Oettinger oder einen Philipp Kovacs anschaue, bei denen auf dem Teller einfach alles stimmt, das finde ich wahnsinnig toll. Ich versuche mich gerade ein bisschen durch das Backen zu disziplinieren. Beim Backen kann man nämlich nicht alles frei Schnauze machen, vielleicht funktioniert das ja (lacht) und es wird etwas mehr Profi und etwas weniger wild bei mir. Außerdem würde ich total gerne Weine so gut beschreiben können wie meine Freundin Nathalie Lumpp. Also es gibt wahninnig viel, was ich gerne besser könnte und gerade für den Bereich Genussweiterbildung ist Fellbach ja der perfekte Ort. Man könnte sagen: Ich wohne nicht hier – ich bin in einer permanenten Fortbildung.

Ein unerwartetes Hobby von Petra Klein?
Ich bediene Menschen gerne. Ich bin gerne Gastgeber. Und ich helfe wahninnig gerne in der Gastro und bei Weingütern aus. Ob du Straßenbahnfahrer bist oder im Radio stehst, am Ende bist Du ja Dienstleister und ich bin das echt gerne.

Das Kriminellste, das Du jemals gemacht hast:
Also ich bin ja ein bisschen ein Schisser, aber ich war groß im Spickzettel schreiben. Ohne das wäre ich wahrscheinlich bis heute nicht durchs Abi gekommen.

Auf welche Leistung bist du ganz besonders stolz:
Ich bin stolz, dass ich immer noch so viel im Radio machen und dass ich auf einer Bühne stehen darf. Ich bin stolz, dass ich einen Beruf ausüben darf, an dem ich jeden Tag etwas Neues lernen kann und muss und – nach 30 Jahren habe ich wieder mit dem Tennis spielen angefangen. Technik noch gut, über die Kondition sprechen wir ein andermal (lacht).

Das Remstal ist ein Juwel, mit tollen Wander- und Radwegen, preisgekrönten Winzern und herausragender Gastro.

– Petra Klein ist "Remstälerin des Jahres 2023" (Remstal Tourismus) –

Wie startet man gut als Berlinerin ins Schwabenland?
Also in meinem Fall: gar nicht. Als ich 1986 beim SDR angefangen habe, musste ich direkt Umfragen auf der Straße machen. Ohne Dialekt wurde da, sagen wir, ein bisschen gefremdelt (lacht). Aber ich glaube das Wichtigste ist: Such den Kontakt, aber überfordere die Schwaben nicht. Sei ehrlich, authentisch und lass den Menschen Zeit, sich an dich zu gewöhnen. Wenn sie dich dann aufnehmen und akzeptieren, dann hast du Freunde fürs Leben auf die du dich in jeder Lebenslage verlassen kannst. Ich bin jetzt 40 Jahre hier – und es ist zu meiner Heimat geworden. Die Landschaft, die Kulinarik – die Vielfalt und das Angebot sind gigantisch und die Menschen wirklich herzlich.

Du bist Remstälerin des Jahres – was ist Dein Ziel?
Ich möchte die Menschen, die im nächsten Umkreis vom Remstal wohnen, für Ihre schöne Heimat begeistern. Viele wissen gar nicht, was es hier alles gibt. Natürlich ist es toll, wenn Menschen aus ganz Deutschland sich begeistern, aber starten wir mit dem Umkreis. Das Remstal ist ein Juwel, mit tollen Wander- und Radwegen, preisgekrönten Winzern und herausragender Gastro.

Was kennzeichnet für Dich ein gutes gastronomisches Erlebnis?
Herzliche Gastgeber, ehrliche Küche, ein gutes Ambiente. Alles muss zueinander passen und in sich stimmig sein. In der gehobenen Sterneküche erwarte ich ein Erlebnis. Und natürlich: Ein guter, interessierter und aufmerksamer Service ist mir ganz besonders wichtig.

Drei Dinge, die man immer in Deinem Kühlschrank findet:
Ziegenfrischkäse, Weißwein, und regional-saisonales Gemüse.

Und das niemals:
Honig, ich mag echt keinen Honig. Da habe ich wohl ein kleines Kindheitstrauma. Außerdem: Jede Form von Fertiggerichten.

Das gehört in einen Picknickkorb:
Kalter Weißwein, knackfrisches Brot, gesalzene Butter, Käse und vielleicht ein bisschen Obst. Aber: kein Schnickschnack! In Südafrika kann man sich übrigens in jedem Weingut einen Picknickkorb zusammenstellen – vielleicht ja auch eine Idee für die Weingüter im Remstal?

Genuss ist für mich die Belohnung am Ende eines Tages. Ich verzichte auf Ausschlafen und freie Wochenenden, aber bestimmt nicht auf Genuss. Aber der Genuss muss echt sein, die Qualität muss stimmen. Immer.

– Petra Klein –

Braucht Genuss eigentlich Verzicht?
Das darf man mich echt nicht fragen, verzichten ist für mich ganz schrecklich! Politisch korrekt würde ich jetzt sagen: natürlich. Aber nein. Genuss ist für mich die Belohnung am Ende eines Tages. Ich verzichte auf Ausschlafen und freie Wochenenden, aber bestimmt nicht auf Genuss. Aber der Genuss muss echt sein, die Qualität muss stimmen. Immer.

Wenn Fellbach ein guter Freund wäre, welchen Rat würdest Du ihm geben:
Bleib so liebenswert, wie Du bist und gib ruhig ein bisschen mehr an mit dem, was Du kannst!

Eine Frage die Du gerne mal beantworten würdest, aber nie gestellt bekommst:
Möchtest Du mal ein Hörbuch einsprechen? Eine meiner größten Träume!

Hier geht es zur Weinempfehlung:

Hier geht es zu den Weinen vom Weingut Heid: Weingut Heid
Wir empfehlen einen Lemberger (2021) zum Essen und einen Crémant vorweg.

 

Kleine Liebeserklärung an den Lemberger:
"Mit Ecken und Kanten zeigt er sich. Ein aalglatter Typ will er nicht sein, und auch nach Marmelade will er nicht schmecken. Auf der einen Seite ist er minzig-kühl und eukalyptus-frisch, auf der anderen schokoladig, beeren-fruchtig, weich und reif."

Lust auf Gulasch?

Hier geht es zum Rezept von Petra: Gulasch